„Wer hat an der Uhr gedreht?“, fragten sich die Neunt- und Zehntklässler nach Paulchen-Panther-Manier, als am 26. Juni ihre letzte Stunde an der Neustädter Gesamtschule geschlagen hatte. 41 Schülerinnen und Schüler nahmen stolz ihr Abschlusszeugnis auf der Bühne des Kultur- und Bürgerzentrums entgegen. Die Abschlussfeier bildete einen würdigen Abschluss des Schuljahres und das I-Tüpfelchen der Gesamtschulzeit. Nach den Abschlussfahrten nach Berlin und der Motto-Woche mit originellen Verkleidungsaktionen verabschiedeten sich die Jugendlichen von einer Einrichtung, die für viele von ihnen bereits seit der Grundschulzeit ein fester Hafen gewesen war. So verließen die Klassen 9A, 9B und 10A die Martin-von-Tours-Schule mit einem lachenden und weinenden Auge. Videos, Fotoshows und viele Redebeiträge bildeten ein buntes Mosaik aus Erinnerungsbausteinen. Moderiert wurde die Veranstaltung kurzweilig und keck von dem Neuntklässler Emre Yavuz sowie der Zehntklässlerin Nisa Gökkurt.
Das Programm am frühen Abend bildete eine unterhaltsame Mischung aus Lehrer- und Schülerperspektiven und griff auf gemeinsam erlebte Anekdoten sowie individuelle Erlebnisse zurück. Der Direktor Volker Schmidt zeigte sich in seinem Grußwort zur Eröffnung der Zeugnisfeier sichtlich bewegt, als er die Ehre hatte, zum letzten Mal Schülerinnen und Schüler an dieser Schule zu verabschieden: „Ich habe euch teilweise einst als Erstklässler in der Turnhalle der Waldschule begrüßt und mir ist es auch ein Anliegen, mich heute persönlich von euch zu verabschieden,“ erklärte er. Er lobte die großen Entwicklungsschritte dieser Jahrgänge, die sie an der integrierten Gesamtschule zurückgelegt hatten. Die Jugendlichen hatten sich immer wieder schulisch, aber auch darüber hinaus in die Gemeinde wirkend engagiert: etwa bei der Verlegung der Stolpersteine im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus“ oder im Zuge ihres Sozialpraktikums, bei dem sie verschiedene lokale Einrichtungen und Vereine ehrenamtlich unterstützt hatten. „Ihr seid auf die Lebenswelt gut vorbereitet!“, war sich der Schulleiter sicher, denn Praxis-Erfahrung werde an der Martin-von-Tours-Schule groß geschrieben – beispielsweise auch in den Schülerfirmen wie der Gastro-Firma, die auch an diesem Abend wieder für einen souveränen Sekt-Empfang sorgte.
In den Reden der Klassenlehrkräfte, aber auch der Schülerinnen und Schüler wurde das besonders enge und gewachsene Verhältnis deutlich, das entstehen kann, wenn man eine Klasse über viele Jahre hinweg begleitet. Alle Redner riefen gemeinsam erlebte Höhen und Tiefen in Erinnerung und zeigten auf, welche Wegstrecken gemeinsam bewältigt worden waren. Rainer Schremb und Carmen Schick lobten als Klassenlehrkräfte der 10A das gute Sozialverhalten sowie die praktische, anpackende und lösungsorientierte Art ihrer Schützlinge. Einige Schülerinnen, die sich besonders für die Klassengemeinschaft engagiert hatten, erhielten zum Dank einen Kinogutschein. Die Schülerinnen Leni Preisendörfer und Irem Yediler betonten in ihrer emotionalen Abschlussrede den guten Zusammenhalt ihrer Klasse. „Wir haben auch kleine Katastrophen und Herausforderungen gut gemeistert, als Übung für die großen da draußen“, erinnerten sie sich etwa. „Wir haben immer eine Lösung gefunden.“ Reibung erzeugt bekanntlich Wärme: „Egal wie oft wir heiß diskutiert haben – wir haben immer gewusst, wie viel den Lehrern an uns lag“, erklärte Nisa. Überwogen hätten immer die schönen Erlebnisse wie die gemeinsamen Ausflüge, Klassenfahrten und am Ende die erfolgreich bestandenen Abschlussprüfungen. Eine Ära ende nun – für sie selbst, aber auch für ihren Lehrer Herr Schremb, den sie herzlich mit Geschenken für seine „Chill-Area“ und einem für ihn typischen blauen T-Shirt bedachten. Denn auch das gehört zu schnell vergangenen Paulchen-Panther-Jahren, die einem nie so Rosarot erscheinen wie beim Abschiednehmen: dass man die Ticks und Vorlieben seiner Klassenkameraden und Lehrkräfte in und auswendig kennt. Spätestens als „Herr Schremb“ in einem pinken Panther-Kostüm auf die Bühne getapst kam und mit seiner langjährigen Co-Klassenlehrerin, der stellvertretenden Schulleiterin Carmen Schick, ein Tänzchen aufs Parkett legte, blieb kein Auge trocken.
Einen großen Dank an ihre Klassenlehrkräfte brachten auch Annabelle Pfister und Jonna Schröpfer stellvertretend für ihre neunten Klassen zum Ausdruck. Die Klassen hätten gelernt, an sich zu glauben, zusammenzuhalten und gemeinsam Aktionen auf die Beine zu stellen. Die beiden Klassenlehrer Tim Münstermann und Dr. David Smolny hätten sich stets für ihre Klassen eingesetzt und viele gemeinsame Erfahrungen ermöglicht – ob in den Alpen, auf Eis, bei einer Lama-Wanderung oder beim Verfassen von „Fake-News“, um mediale Mechanismen zu durchschauen. Augenzwinkernd präsentierten die beiden Klassenlehrer einen Video-Zusammenschnitt, der zeigte, was die Schüler so alles zwischen den Zeilen des offiziellen Lehrplans gelernt hatten.
Auf die jeweiligen Beiträge der Klassen folgte der Höhepunkt des Abends in Form der Zeugnisverleihung. Für die musikalische Untermalung der Veranstaltung war die schulische Technik-AG zuständig.
Dass sich in den vergangenen Jahren enge Freundschaften gebildet hatten, bewiesen die vielen Umarmungen und der Abschiedsschmerz, der sich unter die Zeugnisfreude mischte. Überwunden wurde der Abgänger-Blues durch den positiven Blick in die Zukunft, der sich wie ein roter Faden durch alle Reden zog. Die vielen ehemaligen Schülerinnen und Schüler, die extra nach der offiziellen Veranstaltung vorbei kamen, um sich noch einmal von den pädagogischen Urgesteinen Herr Schremb und Herr Schmidt zu verabschieden, zeigten aber, dass sich manche Türen nicht endgültig schließen: An der Martin-von-Tours-Schule ist man immer wieder willkommen.
Nadine Kalbfleisch für die Martin-von-Tours-Schule