Erfahrungen mit dem Homeschooling an der Martin-von-Tours-Schule

Über zwei Wochen Homeschooling-Erfahrung liegen nun hinter den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften der Martin-von-Tours-Schule in Neustadt. Seit dem 16. März erleben Familien mit schulpflichtigen Kindern aufgrund der Corona-Krise das, was vorher in Deutschland nur in außerordentlichen Lebenssituationen (etwa bei schwerer Krankheit) gestattet war: Fernbeschulung am heimischen Schreibtisch. Als „neue Herausforderung“, aber auch „interessante Erfahrung“ beschreibt der Schulleiter Volker Schmidt seine bisherigen Eindrücke im Hinblick auf das Homeschooling. Er ist sich sicher, dass diese Wochen im Ausnahmezustand den Blick auf Unterricht und die Rolle der digitalen Medien nachhaltig verändern werden. Besonders das E-Learning, das Üben und Lernen mit elektronischen Medien, wird nicht mehr wegzudenken sein. Die Martin-von-Tours-Schule lädt – wie viele andere Schulen auch – ihre Aufgaben derzeit in einer Schul-Cloud hoch und bietet sie auf ihrer Homepage zum Download an. Teilweise werden die Arbeitsaufträge auch per Mail verschickt und können zusätzlich im Sekretariat abgeholt werden.

„Wir hoffen, dass unsere Schüler durch unser Konzept der freien Lernzeit  gut auf diese Phase vorbereitet wurden“,  erklären der Neustädter Direktor und seine stellvertretende Schulleiterin Carmen Schick. Als fester Bestand des Schulprogramms erledigen die Schüler regulär in der Lernzeit (LZ) Wochenaufgaben weitgehend selbstständig, wobei die Lehrkräfte als Begleiter und „Lerncoaches“ fungieren. „Genau das geschieht jetzt aus der Ferne“, meint Schmidt. Die Schüler*innen aller Jahrgangsstufen erhalten derzeit von ihren Lehrkräften Unterrichtsinhalte, welche die Kinder und Jugendlichen eigenverantwortlich bearbeiten, während die Lehrer weiterhin als Ansprechpartner (etwa per Mail oder über die Schul-Cloud) zur Verfügung stehen. Neben dem Erteilen der Aufgaben sieht die Schulleitung auch die menschliche Begleitung der Kinder als wichtige Aufgabe der Schule: „Die Schüler sollen wissen: Wir sind weiterhin für sie da!“

Das Sekretariat hat nach wie vor vormittags von 8-12 Uhr geöffnet und Kinder und Jugendliche ohne PC, Internetanschluss oder Drucker können ihre Aufgaben bis zu den Osterferien ausgedruckt im Sekretariat abholen. „Es ist wichtig, alle Schüler zu erreichen und auch jene zu unterstützen, die zu Hause keinen Zugriff auf elektronische Medien haben“, erklärt der Schulleiter der integrierten Gesamtschule.

Mit der Arbeit seines Kollegiums in dieser schwierigen Zeit der Isolation ist er sehr zufrieden: „Unsere Lehrkräfte bewältigen die neuen Herausforderungen wirklich gut und mit viel Engagement.“ Auch einige positive Rückmeldungen von den Eltern habe er erhalten: „Das freut uns sehr.“ Den Eltern dankt die Schulleitung für ihren Einsatz zu Hause, der gerade in Zeiten von Homeoffice und geschlossenen Kindertagesstätten für viele ein Balance- und Kraftakt sei: „Auch hier wird Großes geleistet.“

Doch wie erleben die Kinder und Jugendlichen diese neue Form des selbstständigen Lernens? Gespräche mit den Schülern über ihre Erfahrungen mit dem Homeschooling haben ergeben, dass vor allem Jüngeren die Schule fehlt: „Ich vermisse meine Klassenkameradinnen und das Spielen in den Pausen“, erklärt etwa eine Drittklässlerin. „Zu Hause ist es langweiliger. Und ich finde es schön, dass die Lehrerin immer etwas erklärt.“ Ältere Schüler erleben das Homeschooling in vielen Fällen ambivalenter: „Ich kann mir den Lernstoff zu Hause besser einprägen, weil ich konzentrierter und ohne Ablenkung arbeiten kann“, reflektiert eine Neuntklässlerin ihre Erfahrungen. „Ich arbeite selbstständig und es klappt gut.“ Sie räumt jedoch ein, dass auch ihr der inspirierende Austausch und das soziale Miteinander fehlen, das nun über soziale Medien  erfolgen muss.

Besonders in der Corona-Krise ist Volker Schmidt und seinem Kollegium bewusst geworden, wie wichtig es ist, immer den einzelnen Menschen im Mittelpunkt des Bildungsauftrags zu sehen. Dies spiegelt auch das Leitbild der Schule wider. „Wir versuchen, gerade jetzt individualisiertes Lernen zu ermöglichen“, erklärt er.  Wie alle im Kollegium ist er sich sicher, dass diese Zeit Lehrkräfte, Schüler und Eltern gleichermaßen herausfordert, aber auch neue Perspektiven eröffnet: „ Wir werden daran wachsen“, ist er sich sicher.

Nadine Kalbfleisch

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