Digital durchgestartet sind die beiden fünften Klassen der Martin-von-Tours-Schule: Bereits vor Beginn des Schuljahres hatten alle 27 neuen Schülerinnen und Schüler ein eigenes iPad erhalten, das sie während ihrer gesamten Schullaufbahn begleiten wird. Ein Großteil der Anschaffungskosten wurde vom Landkreis Marburg-Biedenkopf übernommen; die Restsumme zahlten die Eltern selbst. Mit der Einrichtung zweier iPad-Klassen tragen die Martin-von-Tours-Schule und der Kreis sowohl der fortschreitenden Digitalisierung in Bildung und Berufsleben als auch den Bedingungen für gelingendes Homeschooling Rechnung, das in Zeiten der Corona-Pandemie in den Fokus gerückt ist. Offiziell begrüßt wurden die beiden iPad-Klassen am Dienstag, den 18. August, in der Turnhalle der Neustädter Gesamtschule.

Während der Begrüßungsveranstaltung hießen der Schulleiter Volker Schmidt, Rolf Heckeroth als Direktor des Staatlichen Schulamtes Marburg-Biedenkopf sowie der Neustädter Bürgermeister Thomas Groll (CDU) die neuen Unterstufenschüler herzlich willkommen. In seiner Ansprache betonte der Schulleiter die vielen Vorteile der kleinen Computer, die im alltagspraktischen Bereich beginnen: Alle Fachbücher stünden nun digital zur Verfügung und müssten nicht mehr täglich mitgeschleppt werden, was das Gewicht des Ranzens deutlich verringere. Der noch größere Gewinn seien aber die unzähligen Einsatzmöglichkeiten in Form von Tools und Lern-Apps: Die Schüler können mit den digitalen Helfern Unterrichtsinhalte sichern, üben, wiederholen und vertiefen sowie selbst kreativ werden. Auf multimedialer Ebene können Videos erstellt, Bilder eingefügt und Sprachdateien aufgenommen werden – dem Einsatz in allen Fächern seien fast keine Grenzen gesetzt.

Den Lehrer und die Klassengemeinschaft können und sollen die Geräte allerdings nicht ersetzen: Soziales Lernen „miteinander und voneinander“ – gemäß dem Schulmotto – müsse weiterhin im Mittelpunkt stehen. Dass analoge Aktivitäten nicht zu kurz kommen sollen, bewiesen die Geschenke der sechsten Klassen, die Turnbeutel mit Bällen und Spielsachen sowie Lesezeichen und Stifte an die neuen Fünfer überreichten.

Der Schulleiter zeigte sich stolz über die hohe Akzeptanz der iPad-Klassen in der Elternschaft und im Kollegium, wo den Geräten offen, motiviert und teils mit Vorerfahrung begegnet werde. In den Sommerferien hatten sich etliche Lehrkräfte zum Einsatz der iPads im Unterricht fortgebildet. Es war die dritte Schulung, die Olf Westphal, Leiter des Medienzentrums in Kirchhain, an der Martin-von-Tours-Schule hielt. Einige Lehrkräfte hatten sich schon zuvor in der Nutzung verschiedener Lern-Apps wie etwa Book Creator, ANTON oder Classroom App qualifiziert. „Ich freue mich darauf, dass die iPads eine besonders effektive Darstellung von Unterrichtsinhalten ermöglichen“, erklärte Nicola Grenda, die Klassenlehrerin der Klasse 5B. Dem stimmte Tim Münstermann als Klassenlehrer der 5A zu: „Unterrichtsergebnisse können leicht gesichert werden, es bleibt viel Spielraum für Individualisierung und die Schüler können sich kreativ austoben“, ergänzte der junge Pädagoge einige weitere Vorteile der motivierenden Mini-Computer.

Die Fünftklässler hatten bereits am 26. Juni  im Medienzentrum in Kirchhain ihre iPads mit leuchtenden Augen aus den Händen des Schuldezernenten Marian Zachow, des Hessischen Kultusministers Prof. Dr. R. Alexander Lorz, der Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus sowie der  Landrätin Dr. Kirsten Fründt entgegengenommen: „Nehmen, auspacken, WOW sagen!“, hatte ein Schüler den Empfang seines Computers begeistert kommentiert.

Vielleicht versüßten die Mini-Rechner zusammen mit dem Begrüßungsprogramm der Sechstklässler den neuen Fünftklässlern auch ihren ersten Tag an der integrierten Gesamtschule, der unter Einhaltung aller notwendigen Abstandsreglungen und Hygienemaßnahmen stattfinden musste. In seiner Ansprache wünschte Rolf Heckeroth den Schülern und Eltern im Namen des Staatlichen Schulamtes Vertrauen und Mut für ein „nicht einfaches Schuljahr“. Er betonte, wie sehr die Corona-Krise gezeigt habe, dass die Kinder gerne zur Schule gehen und lernen möchten und dass die Digitalisierung keinen Lehrer ersetzen könne. „Haben Sie Vertrauen in diese Schule!“, appellierte er an die Eltern.

Auch Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU), der stellvertretend für den verhinderten Staatssekretär Dr. Stefan Heck an der Einschulungsfeier teilnahm, erachtete die Martin-von-Tours-Schule als digital und konzeptionell gut gerüstet für diese schwierige Zeit. Die Einrichtung der iPad-Klassen begrüßte er wie seine Vorredner. Früher sei der Computer nur „etwas für den Wahlpflichtunterricht“ gewesen; heute sei der PC in vielen Bereichen unabdingbar geworden.

In ihren Reden betonten die beiden Direktoren und der Kommunalpolitiker die zahlreichen Möglichkeiten, die iPads bieten, warnten aber auch davor, dass ein Computer kein Ersatz für eigenverantwortliches Arbeiten sei: „Mit dem iPad bekommt ihr ein tolles Werkzeug in die Hand!“ erklärte etwa Schmidt. „Das neueste Gerät nutzt jedoch nichts, wenn ihr keine Lust zum Lernen habt.“ Thomas  Groll schloss sich dieser Aussage an: „Die kleine Kiste ist zwar schön und kann was, aber nur, wenn der was kann, der es eintippt.“