Für 41 AbgängerInnen der Martin-von-Tours-Schule in Neustadt schlug am Freitag ihre „letzte Stunde“ in Form der Zeugnisfeier. Am Ende der traditionellen „Mottowoche“ mit Verkleidungsaktionen und Abgängerstreichen verabschiedeten sich die Jugendlichen endgültig von „ihrer“ Gesamtschule. Wie schwer dies dem einen oder anderen fiel, war nicht zu übersehen; Grund zur Freude gab es jedoch neben all dem Abschiedsschmerz genug: Alle Prüflinge hatten ihren angestrebten Abschluss erfolgreich bestanden – und das in vielen Fällen mit (sehr) guten Noten! So feierten Neunt- und Zehntklässler gemeinsam dort, wo die Schullaufbahn für die meisten auch begonnen hatte: in der Turnhalle der Neustädter Waldschule. Das Thema „Zeit“ zog sich wie ein roter Füllerstrich durch die Feier, als sich Lehrer, Schüler und Eltern an die vielen gemeinsamen Jahre erinnerten.
„Von was verabschiedet ihr euch heute eigentlich?“, fragte Schulleiter Volker Schmidt zu Beginn seiner Eröffnungsrede. „Vom Ernst des Lebens? Oder vielleicht von der schönsten Zeit?“ Dass die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegt, betonte er in seinen Ausführungen. „Wenn ich an euch denke, denke ich an die Freude des Lebens, denn die habt ihr immer wieder in der Schule ausgestrahlt!“ Wie technikbegeistert diese ersten Jahrgänge der Generation „WhatsApp“ waren, verdeutlichte Schmidt anhand eines Rätsels, bei dem er verschiedene Gegenstände hochhielt und die Schüler deren Symbolik erraten mussten: Unter großem Gelächter verknüpften die Abgänger die Fünf-Minuten-Terrine mit ihrer Schul-Mikrowelle, die Kinderschokolade mit dem Klassen-Kühlschrank und die Bluetooth-Box mit der lauten Musik, die stets aus den zehnten Klassen drang: „Von Metal bis Marschmusik war da alles dabei!“, lachte die stellvertretende Schulleiterin Carmen Fütterer. Für die Reiseerfahrung der Jugendlichen stand ein Bahnticket, das den neunten Klassen eine 11-stündige(!) Bahnreise mit sieben Umstiegen an die Ostsee bescheinigte: die Abschlussfahrt eines High Tech-Jahrgangs auf Schneckenschienen!
Mit guten Wünschen beendete „Ausbilder“ Schmidt, wie die Zehner ihren Schulleiter augenzwinkernd nannten, seine Rede: „Wendet euer Gesicht stets der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter euch!“, zitierte er ein irisches Sprichwort.
Da es jedoch nach einem afrikanischen Spruch ein ganzes „Dorf“ braucht, um ein Kind großzuziehen, gratulierte auch Neustadts Bürgermeister Thomas Groll den Jugendlichen und gab ihnen die Worte „DANKE“, „MUT“ und „MEHR“ mit auf den Weg: „Es gibt im Leben mehr als Ausbildung und Beruf, aber auch mehr als nur Party, nämlich Verantwortung für das Gemeinwesen und das große Ganze!“, forderte er die Abgänger auf, sich für die Gesellschaft zu engagieren. „Wenn wir uns nicht alle für dieses ‚Mehr‘ einsetzen, wird es irgendwann ein ‚Weniger‘ werden!“
Auf die Reden folgte die Zeugnisverleihung als Höhepunkt des frühen Abends: Hartwig Bender und Dr. Bernd Johann Köber überreichten als Klassenlehrer der Jahrgangsstufe 9 die Hauptschulzeugnisse und erinnerten an turbulente Zeiten, die sie mit den Klassen durchgestanden hatten, bevor diese eine gute Gemeinschaft wurden. Auf der Bühne zeigten sich die beiden Lehrer ebenso aufgeregt wie die Schüler, und das nicht nur aus Lampenfieber: „Wir haben euch ins Herz geschlossen!“, versicherte Herr Köber und erntete dafür tosenden Applaus. Dieser Aussage schlossen sich Vito Rang und Anna Wollny in ihrer Abschlussrede an: „Wir haben euch alle sehr lieb!“, wandten sie sich an Mitschüler und Lehrkräfte gleichermaßen.
Carmen Fütterer und Rainer Schremb war es im Anschluss zu verdanken, dass sich die Rührung in Lachtränen verwandelte: Die Klassenlehrerin der 10A und der Klassenlehrer der 10B tanzten und swingten zu den Klängen von Paulchen Panters „Wer hat an der Uhr gedreht?“ gutgelaunt auf die Bühne, bevor sie mit einer PowerPoint-Präsentation unter dem Motto „As Time Goes By…“ die Uhr dann tatsächlich ein ganz dickes Stück zurückdrehten: Sie zeigten die Entwicklung ihrer Schützlinge ab der Grundschulzeit, bevor es dann die ersehnten Zeugnisse als Tickets in die Zukunft gab. Auch hier endete die Zeugnisübergabe mit einem herzlichen Dankeschön in Form von originellen Geschenken, selbsterstellten Video-Clips und einem beeindruckenden Gedicht über Herrn Schremb, das Pierre-Enrico Busch verfasst hatte. Gemeinsam mit Leon Bunkradt moderierte er die Verabschiedung des Jahrgangs 10.
Dass sich all die Emotionen auch in Zahlen zusammenfassen lassen, bewies Stufenleiter Stefan Seibert in seiner stolzen Abschlussbilanz: „Alle haben den Abschluss geschafft; im Jahrgang 9 können 7 von 10 Schülern eine weiterführende Schule besuchen, im Jahrgang 10 sogar 8 von 10. Wenn das kein Grund zur Freude ist?!“ Besonders hervorzuheben waren die Leistungen von Vito Rang aus der Klasse 9a und Vladimir Ohm sowie Celina Wilscher aus der Klasse 9b, die als Klassen- und Jahrgangsbeste glänzten. Den besten Realschulabschluss hatten Philipp Stutschies (10A) mit der Traumnote 1,2 sowie Lea Keller (10B) mit 1,6 in der Tasche. Stolz konnte Philipp nicht nur auf seine fachlichen Leistungen sein: Gemeinsam mit Fabian Bielert und Philipp Schlosser hatte er seit der 7. Klasse bei vielen Schulveranstaltungen für den richtigen Ton und die passende Beleuchtung gesorgt. Die Schulleitung würdigte dieses Engagement mit Gutscheinen für das Technik-Trio.
Während der Jahrgang 10 auch mit Sänger Andreas Mehl, Sängerin Bonnie Michels, Schlagzeuger Fabian Bielert sowie Pianist Willi Foos für große Auftritte gesorgt hatte, wünschte er sich selbst „keinen großen Bahnhof“, sondern „einfach ein nettes Miteinander“. Dass das „Haus der Begegnung“ nicht genutzt werden konnte, stellte für die „Zehner“ folglich kein Problem dar: So klang dann der Abend auch nicht mit der sonst üblichen Rose für jeden Lehrer aus, sondern mit einem gemeinsamen Radler zwischen Sportbänken, bevor in den Grillhütten weitergefeiert wurde bis in die Morgenstunden.
Nadine Kalbfleisch