„Nicht Maschinen und Materialien stehen bei diesem Praktikum im Vordergrund, sondern die Arbeit am Menschen.“ Mit diesen Worten fasste Wolfgang Wagner als Sprecher der verantwortlichen Fachschaft Religion den Hintergrund des Sozialpraktikums zusammen, das jedes Jahr von den Zehntklässlern der Martin-von-Tours-Schule absolviert wird. Gemeinsam mit dem Neustädter Bürgermeister Thomas Groll und der stellvertretenden Schulleiterin Carmen Fütterer dankte er im Rahmen einer Feierstunde  am Dienstag, dem 9. April, den Schülerinnen und Schülern für ihr soziales Engagement in der Gemeinde.

In diesem Jahr hatten 17 Schüler/innen der Abschlussklasse ihr Praktikum in Kindergärten, der Jugendarbeit und anderen sozialen Einrichtungen der Region gemacht und teilten ihre Erfahrungen abschließend in der Lernlandschaft der Schule mit ihren Mitschülern, Klassenlehrern und Gästen. Wie motiviert und erfolgreich sie ihre Mitmenschen unterstützt hatten, bewiesen viele der Praktikumsberichte, von denen die besten mit einem Eiscafé-Gutschein gewürdigt wurden. Die Jugendlichen hatten sich im vergangenen Schulhalbjahr, entweder komprimiert als Blockpraktikum oder stundenweise über mehrere Wochen oder Monate hinweg,  ehrenamtlich engagiert.

Zur Eröffnung der Feier erzählte Wagner das bekannte Gleichnis von einem Rabbi, der die Hölle als einen Ort beschrieb, wo Menschen mit viel zu langen Löffeln vor vollen Gefäßen Hunger leiden mussten, während der Himmel jener Ort mit den gleichen langen Löffeln sei, wo sich die Menschen gegenseitig fütterten: „Der Himmel ist also immer dort, wo Menschen einander helfen“, fasste er die Botschaft der Geschichte und damit auch das Motto des Sozialpraktikums zusammen.

Die anschließenden Präsentationen gewährten Einblicke in einige der Sozialpraktika und zeigten, welche tiefen Eindrücke das Praktikum bei den Jugendlichen hinterlassen hatte. So berichteten etwa Angelika Becker und Lisa Gies über ihre Arbeit im Kindergarten „Sonnenschein“: „Man benötigt gute Nerven, Geduld und viel Geschick im Umgang mit Kindern“, erklärten sie. Wie ihre Mitschüler/innen, hatten auch sie neuen Respekt vor der Arbeit der Erzieher/innen gewonnen. Diesen Erfahrungen konnten sich Lena Widlinski, Christine Lotz, Jessica Miller und Jan Wiegand  anschließen, die ihr Sozialpraktikum im Waldkindergarten Neustadt , dem Kindergarten Regenbogen und dem Kindergarten Kirtorf sowie in der integrativen Kindertagesstätte „Weißer Stein“ in Stadtallendorf gemacht hatten: Alle Schüler hätten in den vergangenen Wochen gelernt, wie anstrengend, aber auch lohnend die Arbeit mit kleinen Kindern sei und wie viel Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sie erfordere.

Ähnliche Erfahrungen hatten auch Karolina Foos, Dilem Cetin und Max Bieker in der Jugendarbeit des BSJ gewonnen: „Es ist egal, wo ein Mensch herkommt – alle sind in ihren Grundbedürfnissen gleich“, erklärten sie. Dem stimmten Vanessa Falkenstern, Zoe Emmanouilidis  und Michelle Schober zu, die im Neustädter Begegnungstreff gearbeitet hatten. Prägende Eindrücke hatten auch Ilayda Gökkurt und Yesim Yediler im Diakonie-Wohnverband Hephata erhalten.  Dass sich das Wohl von Lebewesen nicht nur auf den Menschen beschränkt, zeigte Mareen Müller, die ihr Praktikum im Alsfelder Tierheim absolviert hatte.

Die Zehntklässler hatten in den letzten Monaten nicht nur soziale Fertigkeiten erworben und angewendet, sondern sich auch bezüglich ihrer bevorstehenden Berufswahl Gedanken gemacht: Während einige von ihrem Praktikumsplatz begeistert waren, wussten andere nun mit Sicherheit, dass der erlebte Beruf nicht der richtige für sie ist.

Der Bürgermeister Thomas Groll dankte allen Schülerinnen und Schülern für ihr soziales Engagement und betonte, wie wichtig es sei, im Hinblick auf die Zukunft Neustadts nicht nur in Gebäude oder Infrastruktur zu investieren, sondern auch in Menschen. „Ihr seid auch in Zukunft aufgefordert, eure Wünsche und Erfahrungen in die Stadt einzubringen und Neustadt damit ein bisschen mehr zum Himmel zu machen“, wandte er sich in seinen abrundenden Schlussworten an die Jugendlichen.

Zum Abschluss erhielten alle 17 Teilnehmer/innen Urkunden. Verwöhnt wurden die Sozialpraktikanten und ihre Gäste im Anschluss mit einem kleinen Schnittchen-Buffet der Schülerfirma und einer imposanten Torte mit passendem Schriftzug, die eine Mutter gespendet hatte.

Die Martin-von-Tours-Schule dankt allen Einrichtungen herzlich für ihre Bereitschaft, Sozialpraktikant/innen aufzunehmen und zu betreuen.

Nadine Kalbfleisch