Dass Elternabende mitunter etwas langweilig sein können, steht außer Frage – wer denkt da schon an Schnitzel und Sportspiele? Die Martin-von-Tours-Schule in Neustadt tat genau dies erstmalig am Donnerstag, den 24.04.2025: Im Rahmen eines „Willkommensabends“ hatte sie die künftigen fünften Klassen in das Sekundarstufengebäude eingeladen. Die Arbeitsgruppe „Mittagessen“ rund um den Schulleiter Volker Schmidt, den Ganztagskoordinator Steffen Wanke und die Klassenlehrerin Lena Becker ließ sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch deren Eltern in das Mittagsangebot der Schule hineinschnuppern, und zwar ganz wörtlich genommen: Der Duft von gekochtem Gemüse, Pasta- und Fleischgerichten schwebte schon beim Betreten durch das Foyer und wies den Weg in die Cafeteria, wo der Direktor und sein Lehrerteam die Neuzugänge persönlich begrüßten. Seit Beginn des aktuellen Schuljahres stellt die Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagessen eine wichtige Säule im Ganztag der Schule dar und bietet zudem ein spannendes Übungsfeld für die Schülerfirmen, die praxisbezogen in das Catering eingebunden sind. So servierten die Neunt- und Zehntklässler des Wahlpflicht-Kurses „Gastro“ die vorbestellten Mahlzeiten, die von dem Seniorenzentrum MENetatis stets frisch zubereitet und geliefert werden. Da gemeinsames Essen bekanntlich verbindet, lernten die Gäste bei dieser Gelegenheit auch gleich die beiden zukünftigen Klassenlehrkräfte Nino Reitmeier und Corinna Schick sowie den Schulsozialarbeiter Hannes Becker und die pädagogische UBUS-Kraft Peter Seel kennen und kamen mit anderen Eltern ins Gespräch.
Im Anschluss konnten die Eltern das Essen bewerten und die Arbeitsgruppe „Mittagessen“ stellte das rhythmisierte Ganztagskonzept der Schule vor, das vor den zwei Nachmittagsblöcken am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag eine einstündige Mittagspause mit Ruhe- und Bewegungselementen vorsieht. In der ersten halben Stunde stehe das gemeinsame Mittagessen auf dem Programm, in der zweiten Hälfte sei Bewegung wichtig für die jüngeren Jahrgänge. Gerade der „Sockensport“ werde gut angenommen, verrieten die Gastgeber. Bei schönem Wetter bietet der neu gestaltete Schulhof diverse Sport- und Spielmöglichkeiten mit einer Kletterwand, einer Rollerpipe, Grünflächen, schattigen Sitzbänken sowie einem Container mit ausleihbaren Spielgeräten. In den Wintermonaten und bei Regen kommen die Kinder in der Sporthalle bei Tischtennis, Basketball und anderen Aktivitäten unter den Augen der Sportfachkräfte und Sozialarbeiter auf ihre Kosten. Der Ganztagskoordinator Steffen Wanke betonte, wie wichtig gerade an einem langen Schultag der Wechsel zwischen Leistung und Entspannung, digitalem Lernen und analogem Erleben sei.
Den „Sockensport“ konnten die Kinder anschließend gleich in der Sporthalle ausprobieren, während sich ihre Eltern über die Martin-von-Tours-Schule und das neue Schuljahr informierten. Viele Eltern waren aus der Neustädter Grundschule bereits mit dem Konzept der freien „Lernzeit“ vertraut, die ab der Jahrgangsstufe 5 konsequent erweitert wird. Die angehenden Klassenlehrkräfte erklärten, dass an jedem Schultag die Schülerinnen und Schüler einen 70-Minuten-Block lang relativ frei und doch unterstützt durch die Klassenlehrkraft und Fachlehrer an Aufgaben aus den Hauptfächern arbeiten, teilweise ergänzt durch Nebenfachaufgaben und Projekte. Um dem breiten Schülerspektrum einer Gesamtschule gerecht zu werden, seien die Aufgaben differenziert nach Fächern/Farben sowie verschiedenen Schwierigkeitsstufen. An jenem Abend konnten die Eltern auch einen Blick in die offene Lernlandschaft mit den variablen Tischen und neonfarbenen Stühlen werfen, die den Kindern das Arbeiten außerhalb des eigenen Klassenraums ermöglicht. Im Vordergrund stehe immer die Erziehung zur Selbstständigkeit, wie Wanke und Schmidt betonten: Zwar sei immer eine Lehrkraft unterstützend vor Ort, die Kinder lernen jedoch, die Aufgaben selbstständig in ihrem Schulplaner-Ringbuch zu verwalten, sich zeitlich zu organisieren und das eigene Lernverhalten realistisch einzuschätzen. Zudem biete die Lernzeit eine Möglichkeit, Mitschüler um Hilfe zu fragen, Partner- und Gruppenarbeiten wahrzunehmen oder sich den Stoff von der Lehrkraft noch einmal individuell erklären zu lassen. „Ob Abschlusspräsentation, praktische Aufgabe oder späteres Studium – unsere Schülerinnen und Schüler sollen vorbereitet sein auf das, was auf sie zukommt“, erklärte der Schulleiter, dessen Bildungseinrichtung bereits ab dem ersten Schuljahr freie Lernformen integriert. „An der Martin-von-Tours-Schule gibt es bereits seit über zehn Jahren erfolgreich das Konzept des freien Lernens, mit dem viele Schulen jetzt erst beginnen“, erklärte der Direktor. Den Mut zu haben, neue Wege zu gehen, Bewährtes und Innovatives miteinander in Balance zu bringen – ob beim Lernen oder bei der Essensverpflegung – sei immer ein Motto der Gesamtschule gewesen. So seien auch die iPad-Klassen seit einigen Jahren eine feste Säule des Schulkonzeptes, ergänzt durch Bücher und praxisnahe Ansätze.
Am Ende des Abends wünschten alle Beteiligten den neuen Schülerinnen und Schülern einen guten Start nach den Sommerferien.