KIRTORF/NEUSTADT. Das Leben ist kein Ponyhof? Manchmal aber doch! Zwölf Schülerinnen und Schüler der Neustädter Martin-von-Tours-Schule erlebten ihre Projektwoche nämlich im Stall und auf dem Pferderücken. Das sechstägige Projekt „Rund ums Pferd“ endete offiziell am 11. November zum Tag der offenen Tür an der Gesamtschule, wirkte aber für die Jugendlichen noch länger nach. Die Pferdefreunde aus Neustadt und dem Vogelsberg luden alle Mitschüler, Eltern und andere Interessierte zum Abschluss ein, in einem Klassenraum selbst zu erleben, welche Faszination Pferde auf junge Menschen ausüben. Futter-Fühlkästen, Pferde-Rätsel und eine Sattelstation stellten am Tag der offenen Tür spannende Stationen dar, während selbstgestaltete Poster die Ausstellung ergänzten und zeigten, wie viel Fachwissen sich die Teenager in kurzer Zeit angeeignet hatten. Fotos von der Stallarbeit, den Reitstunden und einem geführten Ausritt auf der Dammesmühle bei Arnshain brachten zum Ausdruck, dass alle Teilnehmer spätestens am Ende des Projektes komplett dem „Pferdevirus“ verfallen waren.
Für einige der Fünft- bis Siebtklässler war es das erste Mal, dass sie auf einem Pferd saßen und entsprechend groß war der Anreiz und Abenteuerfaktor. Andere hatten schon Vorerfahrung, die von einzelnen Reitstunden bis zur sicheren Sattelfestigkeit reichte, sodass sich die Gruppe sehr gut gegenseitig unterstützen konnte. „Die Schüler lernen im Umgang mit Pferden Verantwortung für sich selbst, andere in der Gruppe sowie ein sensibles Tier zu übernehmen“, erklärte die Bernsburger Lehrerin, Pferdebesitzerin und C-Trainerin Birgit Hammel, die mit Unterstützung ihrer Kollegin Nadine Kalbfleisch das Pferde-Projekt organisiert hatte. Nach einem theoretisch geprägten Start mit Sicherheitsunterweisungen im Klassenzimmer ging es ab dem zweiten Tag per Bus auf den Pferdehof Dammesmühle, um mit den freundlichen Vereinspferden und -ponys Erfahrungen zu sammeln. Alle Jugendlichen zeigten sich an den Vormittagen auf dem Hof sowohl teamfähig als auch verlässlich und wuchsen schnell zu einem Team zusammen, obwohl sie sich vorher teilweise kaum gekannt hatten. Sie genossen die Tage außerhalb des Klassenraums sichtlich – ob beim gemeinsamen Frühstück mit dem Hof-Huhn auf dem Schoß, bei ausgelassenen Stroh-Schlachten im Stall, beim geführten Ausritt im Wald oder bei ersten Trab-Versuchen in der Halle.
Bevor es jedoch in den Sattel ging, erfuhren die Jugendlichen, wie viel Arbeit es macht, ein Pferd fachmännisch zu versorgen. Alle halfen ganz selbstverständlich beim morgendlichen Boxen-Misten, Striegeln und Satteln. „Hufe auskratzen ist gar nicht so einfach“, murmelte ein Mädchen, während ihr der Ponyschweif munter um die Ohren flog. Ob bei kleinen Handgriffen oder Reitversuchen: Die Schüler spürten eigene Ängste und Grenzen, baten andere um Hilfe oder halfen selbst, trauten sich etwas zu und erlebten Glücksgefühle sowie Erfolge, die für ein breites Grinsen sorgten. Nicht zuletzt mussten sie gut zuhören, sich konzentrieren und Verantwortung zeigen, denn Fehltritte können im Umgang mit Tieren schnell gefährlich werden.
Dass jedes Pferd – wie wir Menschen – seine eigenen individuellen Bedürfnisse und Launen hat, verstanden die Schüler schnell und fanden auch fast auf Anhieb ihren persönlichen Liebling, der dann so manche Streicheleinheit extra bekam. „Hero ist mein Held“, erklärte ein Schüler, während er dem Hessischen Warmblut den Hals tätschelte. Aber auch der Oldenburger Don Dreamo, das Welsh Pony Picco, das Shetland-Pony Funny, die Isländer-Stute Sissi oder das Deutsche Reitpony Lieke eroberten schnell das Herz der Jugendlichen. Mit viel Geduld und Fachwissen erklärte die Reitlehrerin und C-Trainerin Hannah Welker als Vorsitzende der „Reiterfreunde Antrifttal“, wie man Pferde artgerecht hält und verlor bei all dem Stallgassen-Gewusel aus Zwei- und Vierbeinern nie den Überblick. Ihr Baby war stets mit von der Partie und sorgte für Großfamilien-Stimmung, wenn die Jugendlichen abwechselnd den Kinderwagen schoben.
Für die beiden Lehrerinnen war es eine besondere Chance und Freude, ihre Schülerinnen und Schüler einmal außerhalb des täglichen Schulbetriebs zu erleben und von einer anderen Seite kennenzulernen. Alle waren sich am Ende sicher: „So ein Pferdeprojekt sollten wir öfter machen – es hat Spaß gemacht und allen gut getan!“
Finanziell ermöglicht wurde das Projekt durch den Förderverein der Schule. Ein herzliches Dankeschön an ihn und die Reiterfreunde Antrifttal!